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JOLIE
die b e i n d r u c k e n d e
jolie: Willkommen
auch von ihr musste ich mich – mehr als unerwartet – am 16. januar 2019 verabschieden. und auch sie soll hier einen ehrenplatz einnehmen, denn sie wird nachhaltig weiterwirken im hhh – in meiner person. sie war eine wahre göttin der unmissverständlichkeit und lehrte mich die hündische kunst, grauzonen ohne wenn und aber wegzuradieren, damit alles schön geordnet und schwarz-weiss übersichtlich daherkommt. ihr blick konnte die welt anhalten, ein jeglicher vierbeiner respektierte sie, kaum trat sie irgendwo auf.
nach gents tod musste jolie zwei lange jahre warten, bis ich ihr einlass gewähren konnte in mein herz...
... aber dann war sie definitiv angekommen! sie nahm aber einen ganz anderen platz ein: den einer guten freundin, einer mentorin, einer gallionsfigur.
ich war schon zu ihren lebzeiten unendlich dankbar, dass sie mir über den weg gelaufen – oder müsste ich schreiben: über den bildschirm gehuscht war? sie tauchte nämlich völlig unverhofft auf in gent's und meinem leben im jahr 2010 via vermittlungsrundmail an alle instruktoren. ich suchte keinen zweiten hund, denn ich war mehr als über beide ohren verliebt in gent. aber als ich ihr foto sah, war ich von der ähnlichkeit mit ihm verblüfft. obwohl per definitionem ein "problemhund", konnte ich ihrem äusseren nicht widerstehen und liess mir von ihr den ärmel reinziehen...
ehemals «ronja», bis zu gent's tod «jolly» , danach «jolie», deutscher schäfer x berner sennen mischlingshündin (kastriert), rückte sie dann auch 2013 als nachfolgerin von gent nach, obwohl das absolute gegenteil von ihrem vorgänger: als eine sehr extrovertierte persönlichkeit, die zwar perfekt sozialisiert war, war sie immer eine äusserst starke hündin, die sich permanent auf allen ebenen überengagierte.
dennoch bewährte sie sich tagtäglich erneut in ihrer rolle als unermüdliche vierbeinige alpha und war mir eine wertvolle tutorin. wäre sie eine frau gewesen, dann wäre sie passioniert in roten, hochabsätzigen lackstiefeln herumstolziert, wohlmöglich noch aus der hüfte eine peitsche schwingend oder einen feurigen flamenco tanzend. (o; der leser kann sicherlich die immer wieder zwischen uns aufflammenden zickenkriege nachvollziehen...? ;o)
anderseits hatte madame aber auch eine riesen portion einvernehmenden charmes abbekommen, und genau damit konnte sie nach dem grossen verlust von gent allmählich sogar mein herz erobern. es war ein wunderbares gefühl, diese stolze hündin an meiner seite zu haben und sie (endlich!) in meinem herzen daheim zu wissen!
jolie trug ihrerseits ein kleines erbe von gent weiter: das weiche «g», mit dem sein namen begann – nur ein wenig weicher, so wie auch ihr wesen von tag zu tag sanfter wurde und ich in ihrem blick immer öfter denjenigen von gent wiedererkannte.
mit 9 jahren mussten spinalkanalverengung und spondilose bei der schönen diagnostizert werden. dennoch bereicherten die scharfsinnigkeit und das unermüdliche auftreten dieser hündin weiterhin unser gemeinsames zusammenleben...
... bis zum besagten tag in dem neuen jahr, das erst gerade begonnen hatte.
wir waren auf spazi, jolie hatte gerade erst apportiert, als ich merkte, dass etwas nicht stimmte. die schöne liess sich fallen, das feuer in ihr schien nur noch eine glut. sie willigte ein, sich noch einmal zu erheben, um in der sonne auszuruhen. aber dann kam sie nicht mehr hoch. ihre atmung wurde sehr kurz und flach, das zahnflesich merklich bleicher.
da ich niemanden telefonisch erreichen konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich vor ein auto zu werfen und den fahrer zu bitten, jolie, meine gasthunde und mich nach blatten zu fahren, wo mein auto stand. der fahrer zeigte sich auf anhieb kooperativ. ich lud in blatten alle hunde um und raste nach malters zum tierarzt.
dort angekommen, war jolie nur noch die hälfte ihres selbst: ich konnte zuschauen, wie die lebenskraft sie verliess. die tierärztin vermutete sehr bald einen rapturierten milztumor – was röntgenaufnahmen und ultraschall auch bestätigten.
jolie war innerlich am verbluten. plötzlich galt es – ohne zeit zu verlieren – zu entscheiden, ob die milz inkl. tumor operativ entfernt oder die schöne erlöst werden solle. würde sich der tumor als bösartig erweisen, stünde jolie innert ein paar monaten wieder am selben punkt. wäre der tumor gutartig (selten anzutreffen bei der rasse, dem alter), so könne jolie noch einige jahre lang ihr leben geniessen – vorausgesetzt, sie würde sich von der OP schnell erholen.
das risiko, diese erhabene hündin auf einen leidensweg zu schicken stand gegenüber der minimalen chance, noch ein paar jahre leben vor sich zu haben – aber was für ein leben? ihr gehör hatte bereits sehr nachgelassen, ebenso ihre sehfähigkeit, und das aufstehen bereitete ihr von tag zu tag immer mehr mühe. das passte einfach nicht zu einer hündin ihres formates.
mich von dieser eindrücklichen hundepersönlichkeit ohne vorbereitung zu verabscheiden, verriss mir beinahe das herz, und ich rang wortwörtlich um eine entscheidung. ich konnte nur bilder einer unbestechlichen, selbstbewussten, geradlinigen und eindringlichen hündin aufrufen und erkannte, dass für sie kein leidensweg bestimmt war.
nur ihr wohl vor augen, sprach ich also das mir beinahe unmögliche aus:
ich lasse dich gehen.
diese worte hallen auch heute noch nach in der leere, die dein verscheiden hinterlassen hat.
jolie jolie, bestechend, ausserordentlich, einmalig
jolie: Über uns
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